Geht es um die Begrüßung des neuen Jahres, sind die Chinesen besonders feierfreudig. Das Chinesische Neujahrsfest ist der wichtigste Feiertag des Jahres. In der Landessprache heißt es „chunjie“. „chun“ steht für den Frühling und „jie“ heißt Fest. Seinen Ursprung hat es in den früheren Opferritualen, bei welchen die Götter durch Opfergaben um eine reiche Ernte für das neue Jahr gebeten wurden. Das Neujahrsfest in China fällt zudem nicht auf den kalendarischen Jahresanfang, sondern beginnt an einem Tag mit Neumond zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar. Demzufolge nahm das diesjährige Chinesische Neujahrsfest am 31. Januar seinen Anfang. Die Chinesen begrüßten mit ihren aktuellen Feierlichkeiten das Jahr des Holz-Pferdes. Das Fest dauerte bis zum Laternenfest, das wiederum am 15. Tag des Monats nach dem chinesischen Kalender gefeiert wird.
Das Neujahrsfest ist nicht allein auf China begrenzt. Es wird vor allem in Ostasien gefeiert. Alte Traditionen sind ein wesentlicher Bestandteil. So kommen manche Lebensmittel gerade zu den Festlichkeiten auf den Tisch, während andere verpönt, ja sogar verboten sind. Eingeläutet wird das Fest mit einem reichhaltigen Essen, das unbedingt Hühnchen und Fisch enthalten muss. Die Familie isst zusammen, aber das komplette Verzehren der Speisen ist nicht erwünscht. Diese Zeremonie ergibt sich aus den Bedeutungen der Begriffe für die jeweiligen Lebensmittel. Beispielsweise ist das Wort für Fisch im Chinesischen gleichbedeutend mit dem Wort für Wohlstand oder Überfluss. Wer also seinen Fisch vollständig verspeist, wird ein Leben in Armut führen.
Während das Neujahrsfest vordergründig im familiären Rahmen und der näheren Umgebung des eigenen Heims begangen wird, geht es beim Laternenfest ausgesprochen fröhlich zu. Straßen und Höfe werden mit Laternen geschmückt, die Menschen treffen sich und feiern gemeinsam. Was aber während des gesamten Zeitraums nicht fehlen darf, ist Feuerwerk. Los geht es damit zum Beginn des neuen Jahres. Böller werden als lange Ketten an Holzstangen gehängt. Ist es dann endlich soweit, beginnt allerorten ein ohrenbetäubender Lärm. Das Feuerwerk stellt symbolisch die Erschaffung von Himmel und Erde dar. In der chinesischen Mythologie existierte einst nur ein riesiger Klumpen. Dieser war die Schlafstätte von Pan Gu, der als Erschaffer von Himmel und Erde gilt. Pan Gu wachte eines Tages auf und schlug den Klumpen mit einer Axt in zwei Teile. Klare Substanzen, die sogenannten Yang-Energien, stiegen nach oben und wurden zum Himmel, die Yin-Energien als schwere Substanzen fielen nach unten und wurden zur Erde. So entstanden dem chinesischen Glauben nach Himmel und Erde. Schon die Ahnen der Chinesen feierten die Geburt von Himmel und Erde mit Feuer. Da ihnen noch kein Feuerwerk zur Verfügung stand, behalfen sie sich mit Bambusstöcken, die sie anzündeten. Der aufsteigende Rauch beim Abbrennen symbolisierte den Himmel, die herabfallenden Rückstände des Bambus standen für die Erde.
Eine wichtige Rolle spielen außerdem rote Umschläge, in denen Geld verpackt wird. Derartige Umschläge werden an Kinder und unverheiratete Familienmitglieder verteilt. Die Farbe Rot steht für Glück, Wohlstand und Freude. Ferner wurde der Jahresdämon Nian durch rote Farbe, viel Lärm und Lampen vertrieben. Deshalb ist Rot während des Neujahrsfestes unverzichtbar, genauso wie glückbringende Bräuche, etwa das Öffnen von Türen und Fenstern, um das Glück hineinzulassen. Tabu ist dagegen sich die Haare während der Feierlichkeiten schneiden zu lassen oder den Boden am ersten Tag zu fegen, damit würde man nämlich das Glück wieder aus dem Haus kehren.
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