Das chinesische Neujahrsfest ist aktuell im vollen Gange. Das Jahr des Schafes hat am 19. Februar 2015 begonnen, die Feierlichkeiten dafür nehmen ganze 15 Tage in Anspruch. Schon seit etwa 1.000 Jahren ist Feuerwerk ein fester Bestandteil derselben. Die Chinesen, die als Erfinder des Feuerwerks gelten, nutzen zu jeder sich bietenden Gelegenheit Pyrotechnik, um ihre Freude kundzutun. Ob es sich dabei um eine Hochzeit im Familienkreis handelt oder eben um die Begrüßung des neuen Jahres, die mit drei staatlichen Feiertagen verbunden ist, spielt keine Rolle. Gibt es etwas zu feiern, sind Feuerwerkskörper nicht weit.
Beim Kauf der geliebten Böller geht es zu wie auf einem Basar. Es wird gefeilscht, was das Zeug hält. Jeder will zum Neujahrsfest seinen Beitrag leisten. Dabei steht die Knallerei in vollkommenen Widerspruch zur Umweltsituation in China. In einem Staat, wo undurchdringliche Smogglocken über den Städten hängen und viele Menschen nur mit einem Mundschutz die Straße betreten, ist das Abbrennen von Feuerwerk in einem solchen Maße als bedenklich zu bezeichnen. Doch die alten Traditionen wiegen schwer. Nur wenige Chinesen sind zu einem Umdenken im Umgang mit Feuerwerk bereit. Dennoch machen sich einige Gedanken darüber, was getan werden könnte, um trotz der Angst vor noch mehr Smog die Freude am Feuerwerk nicht zu verlieren. Die Meinungen gehen allerdings weit auseinander.
Bei einer Umfrage in Peking wurden zum Teil überaus kontroverse Aussagen getroffen. Von „Das Feiern geht beim Neujahrsfest über alles, deshalb sind Feuerwerkskörper unverzichtbar.“ bis hin zu „Die Luft ist sowieso schon schlecht, man sollte daher lieber auf Feuerwerk verzichten.“ reichten die Antworten. Andererseits gibt es auch Pekinger, die im Zwiespalt sind: „Es ist zwar Tradition, Feuerwerkskörper abzubrennen, doch wegen der schlechten Luft sollten es nicht zu viele sein.“
Natürlich wissen die Hersteller die Bedenken einiger zu zerstreuen und dem Verzicht auf Feuerwerk entgegenzuwirken. Da wäre etwa Herr Li, der für Feierfreudige mit Umweltbewusstsein „grüne“ Feuerwerkskörper in sein Sortiment aufgenommen hat: „In diesem Jahr haben wir überwiegend umweltfreundliche Feuerwerkskörper, die keinen Rauch erzeugen.“ Preisunterschiede gibt es kaum, schließlich wollen die Händler nicht auf ihrer Ware sitzenbleiben.
Wie sich das Abbrennen von Feuerwerk tatsächlich auf die Umwelt auswirkt, hat der Umweltexperte Feng Yinchang von der Nankai-Universität untersucht. Er weiß zu berichten, dass die Feinstaubwerte an den Neujahrstagen regelrecht in die Höhe schießen. Während seiner Studie erreichte die Konzentration der Schadstoffe im Vergleich zu den normalen Tagen den doppelten Wert. Die Regierung hat bereits reagiert. In Peking wurde das Abbrennen von Feuerwerk in diesem Jahr auf elf Tage beschränkt. Vormals waren es 21 Tage. Zugleich wurde die Anzahl der lizenzierten Verkaufsstellen auf 200 herabgesetzt.
In anderen Städten gelten weitaus strengere Bestimmungen. Über 130 Städte in China verhängten ein generelles Feuerwerkverbot. Ob das der richtige Weg ist, die Menschen zu mehr Umweltbewusstsein anzuregen? Immerhin erlauben mehr als 530 weitere Orte Feuerwerk zu bestimmten Zeiten, also so ähnlich, wie es in Deutschland gehandhabt wird. Der Kampf Traditionen gegen Umweltschutz ist noch lange nicht entschieden. Aber die Umwelt hat gute Chancen, in der Zukunft von den Chinesen besser verstanden zu werden. Sicher wird man einen Weg finden, beides unter einen Hut zu bringen.
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