Zu Ostern hat sich im niedersächsischen Leeste eine schöne Tradition entwickelt: Der Lauf der Osterräder begeistert jedes Jahr aufs Neue die Besucher, die mittlerweile aus nah und fern zu diesem Spektakel anreisen. Der Ablauf und der Veranstaltungsort sind stets der gleiche, dennoch werden die Gäste immer wieder von diesem außergewöhnlichen Brauch in den Bann gezogen.
Ort des Geschehens ist das Mühlenkamp–Gelände. Hier wurden auch in diesem Jahr wieder vom Gipfel des Hügels große, mit Stroh gestopfte, Räder ins Tal geschickt. Wer einen Platz direkt hinter der Absperrung mit dem rot–weißen Flatterband ergatterte, durfte sich über die besten Aussichten freuen. Kurz nach Sonnenuntergang wurde erst einmal das Osterfeuer aus Holz und Reisig entzündet.
Doch die Besucher fieberten dem eigentlichen Höhepunkt der Veranstaltung entgegen.
Bevor es losging, steckte die Feuerwehr neben dem Flatterband 60 Fackeln in den Boden und entzündete sie. Jene markierten zusätzlich die „Rollstrecke“ der Strohräder. Auf dem Hügel wurde die Startrampe noch einmal exakt ausgerichtet. Dann wurde das erste Rad auf die Rampe gerollt. „Heizer“ Ewald Taapken griff zum Gasbrenner und zündete es an. Als das Rad lichterloh brannte, wurde die Bremse der Rampe gelöst; das Publikum hielt den Atem an. Das Rad sauste fauchend und eine Spur aus brennendem Stroh hinterlassend den Berg hinab. Dort kam es schließlich zum Stehen und brannte gemächlich aus. Die weiteren Metallräder – es waren sechs an der Zahl – folgten in relativ kurzen Abständen und nicht minder spektakulär als ihr „Anführer“.
Doch der Osterräderlauf war längst nicht alles, was die Veranstalter vorbereitet hatten. Einige der Gäste wechselten schon vor dem Ende desselben ihren Platz und suchten einen anderen Standort auf dem Hügel. Sie wollten sich einen freien Blick auf die Wasserspiele des Mühlenkamp–Sees sichern. Dort nämlich hatten die Feuerwehrleute eine Wasserorgel aufgebaut. Sie beeindruckte die Zuschauer mit einem wunderschönen Farbenspiel.
Bekanntlich sind alle guten Dinge drei. Das dachte sich scheinbar auch die örtliche Feuerwehr als veranstaltende Institution und hielten noch einen dritten Höhepunkt für die zahlreichen Besucher bereit: Der krönende Abschluss des Abends war ein prächtiges Feuerwerk.
Der Aufwand hat sich wahrlich gelohnt. Darüber waren sich alle einig. Zwar werden die Verantwortlichen den lauten Beifall und die begeisterten Rufe der Besucher während dem Lauf der brennenden Räder kaum vernommen haben, aber der enorme Zuschaueransturm und die gute Laune der Besucher dürften ein eindeutiges Zeichen für eine gelungene Veranstaltung gewesen sein.
60 Mitglieder der örtlichen Feuerwehr sowie weitere unzählige Mitglieder der Jugendfeuerwehr waren bereits Monate zuvor mit der Vorbereitung des Osterräderlaufs beschäftigt. Im Januar beginnt das Stopfen der Räder mit Stroh. Am Ostersonntag zeigt sich schließlich, ob an alles gedacht wurde. Dank der guten Planung und der professionellen Durchführung gab es auch in diesem Jahr keine Zwischenfälle. Alles lief nach Plan und schon jetzt freut man sich auf den Osterräderlauf im nächsten Jahr.
Der Osterräderlauf wird in Leeste erst seit 1984 durchgeführt. Trotzdem ist er inzwischen zur Tradition geworden. Die Idee brachte übrigens der damalige Gemeindebrandmeister Johann Meinke aus seinem Osterurlaub mit. Diesen verbrachte er in Lügde nahe Bad Pyrmont. Dort werden seit mehr als 1.000 Jahren sieben brennende Räder zu Ostern von den Bergen herabgerollt.
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